Von einer Kraft zur anderen
„Wenn sie durchs dürre Tal ziehen, wird es ihnen zum Quellgrund und Frühregen hüllt es in Segen. Sie wandern von einer Kraft zur anderen und schauen den wahren Gott“.
Ich erinnere mich an den Moment, als ich den Vers zum ersten Mal gehört habe. Die Worte reihten sich aneinander. Ich habe mir vor Aufregung nur wenige gemerkt. Ich fand sie schön. Was schön ist, rührt mich an. Was schön ist, will ich behalten, bei mir haben für karge Zeiten ohne Blüten am Wegrand.
Diese Psalmworte hat mir jemand gesagt. Er hat sie für mich ausgewählt bei einer Segnung. Ich habe sie nicht gelesen, sondern gehört. Und dadurch hatte ich das Gefühl, sie kamen direkt auf mich zu. Ich habe sie nicht gewählt, sie haben mich gewählt.
Zugleich haben sie mir erzählt, was der Freund von mir wusste. Ein Wort als Beziehungswort. Mein Leben, meine Person und das Bibelwort fanden zueinander. Sie näherten sich mir an, manchmal habe ich sie unterwegs mal verloren. Ein neuer Anlass stellte den Kontakt wieder her.
„Wenn sie durchs dürre Tal ziehen…“. Dürre Zeiten kenne ich. Manchmal habe ich sie wie einen Überfall empfunden. Da tat sich das Tal wie in einem Schluchtenblick auf.
„Das dürre Tal wird zum Quellgrund werden. Frühregen hüllt es in Segen“. Ich bin durch Täler geworden, die ich bin. Ich habe Erinnerungen vom Überstehen, vom Gelingen wie Goldplättchen gesammelt. Seitdem begleiten sie meine Wanderschaft.
Frühregen klingt nach Sommer. Nach Abkühlung, Erfrischung. Nach einer Dürre kommt der ersehnte Regen für das Feld.
„Sie gehen von einer Kraft zur anderen und schauen den wahren Gott“. Da gehen viele. Mein Weg ist eingereiht in die Wege anderer Menschen neben mir. Immer wieder wird losgegangen, wird das Anfängliche gesegnet von Tankstation zu Ruheplatz. Das geht über morgen hinaus, lässt den Blick in die Weite schweben.
Mir sagt der Vers etwas von der Sehnsucht der Wandernden, ob damals durch die Wüste oder heute über Lebenshindernisse hinweg. Das dürre Tal wird gesegnet. Die Kraft reicht aus. Und einmal gibt es noch mehr als das. Und es wird schön.
Christine Behler
Pastorin zur Mitarbeit im Kirchenkreis Burgdorf