Welt-Alzheimertag
Nun hat uns der Herbst erreicht. Die Blätter fallen von den Bäumen, Obst wird gepflückt und eingemacht. Aber nicht alles Obst erfüllt unsere Vorstellungen. Manche Früchte können wurmstichig oder faulig sein. Dennoch sind sie zu wertvoll zum Wegwerfen. Mit meiner Familie haben wir stundenlang im Keller gesessen und dieses Obst zu Mus oder Saft verarbeitet. Diese Arbeiten waren mühsam aber kostbar. Gute Gespräche wurden geführt und Erinnerungen ausgetauscht. Dieses gemeinsame Tun hat uns zusammengeschweißt und uns im Winter manchen leckeren Nachtisch beschert.
Inzwischen ist meine Mutter verstorben. Sie sagte: „Bei uns alten Menschen ist der Herbst, die Erntezeit des Lebens.“ Im Alter hat der Mensch oft Krankheiten oder wird vergesslich, vergleichbar mit den fauligen Stellen beim Apfel, aber er bleibt trotzdem der Mensch, der er ist.
Am morgigen Sonntag begehen wir den Weltalzheimertag: das Motto lautet in diesem Jahr: Demenz – Mensch sein und bleiben. Damit soll zum Ausdruck kommen, dass die Krankheit den Betroffenen viele Dinge nimmt, die sie früher konnten und wussten. Auch im Herbst des Lebens sind sie trotz der Einschränkungen wertvoll und können uns in lichten Momenten mit ihren Erinnerungen das Leben bereichern. Auch wenn ein Teil des Körpers schwach ist, gehört er zu unserem Leben dazu.
Diese Unvollkommenheit dürfen wir vor Gott tragen. ER schaut gütig auf gerade diese Stellen. IHM liegen die Schwachen und Kranken besonders am Herzen.
Anette Heinze
Ehrenamtliche der Katholische Pfarrgemeinde St. Nikolaus