Glaubenssache

06. September 2025
Superintendentin Sabine Preuschoff. Foto: Sonja Kardolsky

Jeder braucht Hilfe. Irgendwann.

„Jede braucht Hilfe. Irgendwann.“ – Dieses Motto der Woche der Diakonie in diesem Jahr spricht mir aus dem Herzen. Ein Satz, der daran erinnert: Wir alle sind nicht unverwundbar. Wir alle geraten an Punkte im Leben, an denen wir Unterstützung brauchen. Auch ich!

Und mir kommen eigene Erfahrungen in den Sinn: als ich mitten im Studium Mutter wurde und plötzlich zwischen Vorlesungen und Kinderbetreuung jonglieren musste, was ich ohne meine Eltern und Freunde nicht geschafft hätte. Oder als meine Ehe zerbrach und ich Halt und ein offenes Ohr bei anderen Menschen fand. Ich denke an die Freundin, die für mich bei einer Beerdigung einsprang, weil ich in einem existentiellen Moment für meine Familie da sein musste. Ich denke an einen schweren Gemeindekonflikt, in dem andere mich davor bewahrten, zerrieben zu werden. Und ich denke an meinen Traum von einer sehr besonderen Reise, die ich allein nicht wagte, bis eine mir anbot, dass wir zusammen reisen.

Diese Erfahrungen lehren mich: Hilfe zu brauchen ist keine Schwäche. Es gehört zum Leben. Und es ist ein großes Geschenk, wenn jemand da ist, der trägt.

In der Bibel ist immer wieder von diesem Getragenwerden die Rede. Gott spricht: „Ich bleibe euch treu, bis ihr alt seid. Ich trage euch, bis ihr graue Haare habt.“ (Jesaja 46,4). Dieses Wort macht Mut: Das Leben ist nicht allein von meiner eigenen Stärke abhängig. Da ist einer, der mitgeht, auch wenn ich selbst kaum einen Schritt schaffe. Gott trägt – und er schickt mir Menschen, die mich begleiten, wenn ich es selbst nicht schaffe.

Die Woche der Diakonie ein guter Anlass, neu hinzusehen: Wer braucht in meiner Nähe gerade Hilfe? Und wo darf ich selbst annehmen, was mir geschenkt wird? Denn getragen und gehalten sind wir alle – von Gott und durch einander.

Sabine Preuschoff
Superintendentin des Ev.-luth. Kirchenkreises Burgdorf

„Glaubenssache – Beiträge und Texte aus Kirche und Religion“ erscheint als Kolumne jeweils sonnabends im Marktspiegel für Burgdorf und Uetze, sowie im Marktspiegel für Lehrte und Sehnde. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Kirchen schreiben Beiträge aus ihren Kirchengemeinden, Einrichtungen und Arbeitsfeldern, von ihren Erfahrungen und zu dem, was sie gerade beschäftigt.