Glaubenssache

Kirchenkreis Burgdorf, 19. April 2025
Foto: Dethard Hilbig

Zwischenräume

Karsamstag ist für mich ein besonderer Tag. Ein Tag im „Dazwischen“. Kein Gottesdienst. Keine Lieder. Kein „frohe Ostern!“ – noch nicht. Der Karfreitag ist vorbei, der Ostermorgen noch nicht da. Es ist still geworden. Und doch ist da dieser Zwischenraum. Der Tag zwischen Tod und Leben. Zwischen Dunkelheit und Licht. Zwischen Abschied und Aufbruch.

In der Bibel bleibt der Karsamstag fast wortlos. Die Freunde von Jesus ruhen. Der Schock von Jesu Tod steckt noch in den Gliedern. Sie sind verstummt. Alle Hoffnung scheint begraben.

Und wir? Für viele ist dieser Samstag ein ganz normaler Tag. Schnell noch einkaufen. Letzte Oster-Vorbereitungen. Mir begegnete die Werbung eines Discounters: „Wer Ostern sucht, findet es bei …“ Und dann folgte der Name des Discounters. – Wirklich? Ostern, das Fest neuen Lebens? Und das soll ich zwischen Kassenband und Schoko-Hasen finden?

Ich glaube: Wer Ostern wirklich in seinem Leben sucht, muss auch den Karsamstag ernst nehmen. Diesen seltsamen Zwischenraum, in dem man noch nicht weiß, wie es ausgeht. Muss aushalten, dass es Phasen im Leben gibt, in denen Gott schweigt. In denen die Hoffnung keine Worte hat – nur ein leises Sehnen.

Viele kennen solche Tage. Nach einer Diagnose. Nach einem Abschied. Nach dem Streit, der alles verändert. Tage, an denen man nicht weiß: Wird es je wieder gut?

Karsamstag sagt mir: Ja, da kommt noch was. Aber nicht jetzt. Noch nicht. Heute ist Aushalten dran. Stillsein. Hoffen, auch wenn man es noch nicht sehen kann. Und damit steht dieser Tag mitten im Leben. Zwischen Abschied und Neubeginn.

Wer Ostern sucht, findet es – nicht sofort. Nicht im Discounter. Aber vielleicht genau in diesem Dazwischen. Im Warten, dass Gottes Licht auch in das tiefste Dunkel fällt.

Nach diesem stillen Tag wünsche ich allen ein gesegnetes Osterfest!

Sabine Preuschoff
Superintendentin des Ev.-luth. Kirchenkreises Burgdorf

 

„Glaubenssache – Beiträge und Texte aus Kirche und Religion“ erscheint als Kolumne jeweils sonnabends im Marktspiegel für Burgdorf und Uetze, sowie im Marktspiegel für Lehrte und Sehnde. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Kirchen schreiben Beiträge aus ihren Kirchengemeinden, Einrichtungen und Arbeitsfeldern, von ihren Erfahrungen und zu dem, was sie gerade beschäftigt.