Komplimente
„Du bist für mich wie Rückenkraulen vor dem Einschlafen. Du bist wie der Wiesenblumenstrauß vor meiner Haustür. Du bist für mich wie ein Lotse in allen Übergängen.“ So lauten Voten von einer Wochenendkomplimentenwerkstatt. Freundinnen und Freunden, Familienmitglieder und sogar zerstrittene Verwandte haben sich auf dieses Experiment eingelassen. Es war kein leichter Weg. Es hieß, etwas heraufzuholen, was verschüttet war oder immer unausgesprochen blieb. Dabei war die Sehnsucht danach groß, etwas Schönes über sich selbst zu hören. „Du hast meine Kindheit hell gemacht.“ Viele Menschen, ich schließe mich mit ein, sind oft sparsam im Komplimente machen. Dabei wissen sie meisten genau, was es bedeutet, wenn jemand sagt: „Du bist so treu an meiner Seite, dafür danke ich dir. Du hast die Gabe zu betonen, was du an mir schätzt. Du gönnst mir meine Freude und mein Unbeschwertsein.“ Von Komplimenten ernähren wir uns. Manche sind wie eine gereichte Praline.
Ich staune über die Komplimente, die von Gott in der Bibel erzählt werden. Wenn gesagt wird: „Ihr seid das Licht der Welt. Ihr seid meine geliebten Kinder“, ist das ein wunderbares Kompliment, auch ein Liebesbeweis. Der Mensch muss nicht dies und das darstellen, sondern ist schon Leuchtfeuer und ein angesehenes Wesen. Es gibt auch Komplimente für diese geheimnsivolle Größe Gott. „Du hältst Wache an meinen Grenzen. Du sättigst alles, was lebt, mit Wohlgefallen.“ Ja, so poetisch wird Gott beschrieben. Es ist schön, so einen Klang im Ohr zu haben. Und es freut mich, wenn jemand mich anstrahlt, weil ich ein Kompliment verschenkt habe.
Christine Behler
Pastorin zur Mitarbeit im Ev.-luth. Kirchenkreis Burgdorf