Glaubenssache

Kirchenkreis Burgdorf, 10. Mai 2025
Foto: privat

„Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der Herr, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?“ (Jeremia 23,23)

Diese Frage Gottes durch den Propheten Jeremia stellt unser Denken über Nähe und Distanz auf den Prüfstand. In einer Welt, in der Menschen oft das Gefühl haben, allein gelassen oder übersehen zu werden, ist diese Zusage kraftvoll: Gott ist nicht nur da, wo wir ihn erwarten – er ist auch dort, wo wir ihn vermissen.

Für die diakonische Arbeit ist das mehr als ein tröstlicher Gedanke. Es ist eine tiefe Berufung. Wer mit Menschen arbeitet, die am Rand stehen – in der Altenpflege, in unseren Einrichtungen für Wohnungslose, in den Beratungsstellen, bei der Begleitung von Geflüchteten oder in der Jugendwerkstatt – weiß, wie entscheidend Nähe ist. Aber oft ist es gerade die gefühlte Ferne Gottes, die Menschen in Not erlebt haben: durch Ausgrenzung, Armut oder Krankheit.

Diakonie heißt dann: Wir bringen die Nähe Gottes dorthin, wo sie am meisten gebraucht wird. Und wir halten aus, wenn Gott uns fern scheint – im Vertrauen darauf, dass seine Gegenwart nicht an sichtbare Zeichen gebunden ist.

Gott ist größer als unsere Vorstellung von Nähe. Er sieht, was im Verborgenen geschieht. Er hört das Ungesagte. Und er ist da – bei uns, in uns und über uns hinaus. Diese Losung erinnert uns daran: Unsere Aufgabe ist es, mit offenen Augen, Herzen und Händen zu dienen. Nähe zu leben. Und auch in der Ferne nicht loszulassen.

Imke Fronia
Kirchenkreissozialarbeiterin im Ev.-luth. Kirchenkreis Burgdorf

„Glaubenssache – Beiträge und Texte aus Kirche und Religion“ erscheint als Kolumne jeweils sonnabends im Marktspiegel für Burgdorf und Uetze, sowie im Marktspiegel für Lehrte und Sehnde. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Kirchen schreiben Beiträge aus ihren Kirchengemeinden, Einrichtungen und Arbeitsfeldern, von ihren Erfahrungen und zu dem, was sie gerade beschäftigt.