Im Grunde gut
Der Verkäufer, der trotz fehlender 10 Cent die Tüte über die Theke reicht. Eine Mutter mit Kinderwagen an der Bahnhofstreppe und gleich drei Menschen wollen helfen. Eine Saxofongruppe in der Innenstadt und Leute bleiben stehen und singen leise mit. Ein Gegenüber, das mitten im Streit stoppt und sagt „Ich glaube, ich weiß eine gute Lösung!“.
Passiert Ihnen das auch manchmal? Dass Sie sich kurz bei dem Gedanken ertappen „Ach ja, so geht’s ja auch“? Dass Sie sich wieder erinnern, wie gut wir Menschen doch eigentlich sind?
Ein Buch, das mich in den letzten Jahren in Bezug auf dieses Thema beeindruckt hat, ist „Im Grunde gut. Eine neue Geschichte der Menschheit“. Der Historiker Rutger Bregman stellt darin die scheinbare Gewissheit infrage, dass wir Menschen schlecht sind. Seine These: Im Grunde sind wir gut und wollen das auch sein – auch wenn die Nachrichten in 90 Prozent der Fälle das Gegenteil suggerieren. Bregman behauptet, dass wir vielmehr unter der Illusion leben, dass der Mensch von Natur aus böse sei und daher auch so behandelt gehöre. Ein Teufelskreis, eine selbsterfüllende Prophezeiung. Und natürlich streitet Bregman nicht ab, dass es das Böse trotzdem gibt. Ein Lesetipp sich damit auseinanderzusetzen!
Sein Auftrag: Eine radikale Idee – die Welt unter ganz anderen Voraussetzungen und als „im Grunde gut“ zu betrachten. Obwohl… so radikal ist es ja gar nicht, wenn man sich darin erinnert: „Und Gott sah, dass es gut war.“ Vielleicht können wir das auch (im Kleinen) wieder sehen!?
Louisa Pandera
Pastorin der Ev.-luth. Kirchengemeinde Ahlten