Danke für jedes "Gramm" Frieden
Es ist September geworden. Ich merke, wie ich widerwillig Abschied nehme vom Sommer. Ich habe Respekt vorm Herbst und Winter, die nicht meiner „Betriebstemperatur“ entsprechen. Dabei ist der Sommer ja kein Garant für Leichtigkeit: Auch im Sommer fürchten Menschen um ihr Leben, sterben durch Gewalt, werden bedroht und verletzt. Auch im Sommer ist die Welt nicht fairer, menschlicher, besser. Es tut mir weh, von dieser Gleichzeitigkeit zu wissen und sich hilflos zu fühlen.
Mein Spotify-Algorithmus hat mir in die beginnende Herbstmelancholie und Weltschmerz ein Lied gespielt: „Ich hab geträumt von einem Land, in dem für immer Frühling ist“, singt die 25-jährige Künstlerin Soffie und träumt von einer friedlichen Welt, mit Platz am Tisch für jede*n. In der aktuellen gesellschaftlichen Wetterlage könnte man solche Träume als Tagträumerei abstempeln. Im Christentum könnte man sie „Reich Gottes“ nennen und feststellen: Sie werden seit vielen Jahrhunderten geträumt.
Am Wochenende sah ich ein Schild: „Himmel auf Erden“ stand drauf und darunter Kaffeepäckchen zum Verkauf. Wenn das so einfach wäre! Wenn der Himmel auf Erden in praktischen 500-Gramm-Packungen daherkäme und so einfach zubereitet wäre wie eine Tasse Kaffee. Mein Dank gilt allen Menschen, die nicht aufhören, sich für Demokratie, Vielfalt und Menschlichkeit einzusetzen. Denn jedes Gramm Frieden und jeder Sonnenstrahl Menschlichkeit zeigt uns, dass das Reich Gottes keine Utopie bleibt und es sich zu träumen lohnt – in allen Jahreszeiten.
Louisa Pandera
Pastorin der Ev.-luth. Kirchengemeinde Ahlten