Glaubenssache

Kirchenkreis Burgdorf, 24. August 2024
Foto: Boris Bartkowski

Geh‘ aus mein Herz

Die Sommerferien sind beendet und die Ruhezeit in gewisser Weise auch. Bei mir selbst füllt sich der Terminkalender nach und nach mit Besprechungen, Fristen und Verabredungen an. Augen zu und durch wäre hier eine altbewährte Vorgehensweise. Losrennen also wie die LeichtathletInnen im Stade de France zu Paris vor ein paar Wochen. Doch wohin geht dieser Wettlauf eigentlich und was gibt es überhaupt zu gewinnen?

„Geh‘ aus mein Herz und suche Freud“ dichtete der Theologe und Lieddichter Paul Gerhardt vor knapp 400 Jahren. Gerhardt bevorzugt den ruhigen Wandelgang statt des Kursprints. Er schlägt vor, statt die Augen zu schließen, sie sich öffnen zu lassen vom Schönen und Freudigen um einen herum Das gehe besonders gut, so Gerhardts Ansicht, „in dieser schönen Sommerzeit“, wie die erste Liedstrophe weitergeht. So erfreut Gerhardt sich an Blumen wie Narzissen und Tulpen, den hochgewachsenen Weizen und sieht darin Zeichen vom Reichtum. Der Gesang der Nachtigall, der Flug des Storchs sowie der Anblick einer Glucke und ihren Küken lassen sein Herz höher springen.

Wie wäre es ein Stück mit Gerhardt auf seinen Wegen mit zu spazieren? Im Gehen kommen einem bekanntlich bessere Gedanken als am Schreibtisch. Etwa, dass Gott uns in der Natur nahe wenn nicht sogar näher zu sein als in alten Riten oder wenn wir alleine sind. Wie Gerhardt die Augen auf die kleinen Dinge richten. Gerade dann, wenn es stressig wird. Auf die Sommerfreuden wie die Kinder im Schwimmbad, die das Seepferdchen machen. Auf das Gefühl vom Barfuß laufen im hohen Gras oder den Duft von luftgetrockneter Wäsche. Was sind für Sie erfreuliche Sommersachen? Es macht wirklich Freude sie zu suchen. Mein erster Tipp: Sie liegen (zumeist) außerhalb des Terminkalenders und der Mailapp. 

Sebastian Hohensee
Pastor der Ev.-luth. Gesamtkirchengemeinde Sehnde-Rethmar-Haimar

„Glaubenssache – Beiträge und Texte aus Kirche und Religion“ erscheint als Kolumne jeweils sonnabends im Marktspiegel für Burgdorf und Uetze, sowie im Marktspiegel für Lehrte und Sehnde. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Kirchen schreiben Beiträge aus ihren Kirchengemeinden, Einrichtungen und Arbeitsfeldern, von ihren Erfahrungen und zu dem, was sie gerade beschäftigt.