Wo kämen wir hin?
„Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte ‚wo kämen wir hin‘ und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen?“ Dieses Zitat wird traditionell Kurt Tucholski zugeschrieben. Der deutsche Lyriker (1880-1935) entlarvte die Wirklichkeit immer wieder mit seinem Wortwitz und einem untrüglichen Gespür für gesellschaftliche Missstände.
Wo kämen wir hin? Mit dieser eher rhetorischen Frage wird auch heute allzu oft noch auf mögliche Veränderungen reagiert. Ja, wo kämen wir hin, wenn es beispielsweise ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle gäbe? Wo kämen wir hin, wenn Geflüchtete in Deutschland unkompliziert eine Ausbildung machen und arbeiten dürften? Und wo kämen wir eigentlich hin, wenn Menschen einfach akzeptiert würden so wie sie sind – ganz unabhängig davon, wen sie lieben oder welchem Geschlecht sie sich zugehörig fühlen?
Wenn jemand mal losginge, um auszuprobieren, was es bedeutete und welche Folgen es hätte, dann wüssten wir als Gesellschaft, was noch alles möglich wäre. Natürlich gibt es auch Irrwege, Sackgassen oder schiefe Bahnen. Aber diese Welt braucht immer wieder Menschen, die sich aufmachen. Die sich trauen um Ecken zu denken oder unbekannte Wege zu gehen, nachzusehen, wohin wir kämen, wenn es mehr Mitmenschlichkeit gäbe und mehr Gerechtigkeit untereinander. Martin Luther King war so einer, Nelson Mandela oder Rosa Parks.
Oder ein anderer, der sagte: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Mit diesen einfachen Worten von Jesus können wir auch heute losgehen, um zu sehen wohin wir kämen, wenn wir gingen.
Thorsten Leißer
Geschäftsführender Pastor der Ev.-luth. Gesamtkirchengemeinde Lehrter Land