Glaubenssache

Kirchenkreis Burgdorf, 01. November 2025
Foto: Privat

Liebe Leserinnen und Leser, kurz nach dem kalendarischen Herbstanfang Ende September beginnt die Zeit des scheinbaren Verfalls der Natur. Die Blätter an den Bäumen verfärben sich und fallen über kurz oder lang ab, die Sonne scheint weniger intensiv und doch ist es eine schöne Jahreszeit, vor allem durch ihre große Farbenpracht. Viele tun sich schwer mit dieser Jahreszeit, aber auch mit der herbstlichen Lebenszeit. Vor vielen Jahren sang Udo Jürgens: „Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an….“, und versuchte damit, sich und anderen die Scheu vor dem Altern zu nehmen. Auch ohne diesen Evergreen zu kennen, wollen viele mit diesem Leitsatz den um sich greifenden Ängsten vor dem Unaufhaltsamen begegnen: der Angst vor den ersten Falten, den weniger werdenden Haaren, den schwindenden Kräften, der Angst vor Krankheit, dem Überflüssigwerden und letztlich vor dem Tod. Viele reagieren mit Nicht-wahrhaben-wollen, mit Festhalten an Gewohntem, mit Kaschieren und Vertuschen. Die Morgentoilette dauert immer länger. Selbst 75-jährige fühlen sich noch nicht „alt“ genug für den Seniorennachmittag…alles getreu dem Sprichwort, dass keine Grenze den Menschen so zum Mogeln reizt, wie die Altersgrenze. Oder sie versuchen, um jeden Preis mitzuhalten, indem sie wie die jungen Leute alles mitnehmen, was das Leben bietet. Sie lassen nichts aus, selbst auf die Gefahr hin, dass sie lächerlich wirken. Dabei macht – wie auch auf anderen Gebieten – allein das Loslassen frei. Man kann es gar nicht zeitig genug erlernen und täglich praktizieren. Die Feier- und Gedenktage im Oktober und November wollen uns nachdrücklich daran erinnern. An Erntedank danken wir nicht nur für die Früchte der Erde, nein, auch für die Ernte des Lebens. An Allerseelen, Volkstrauertag und Totensonntag denken wir nicht nur an die Last der Vergänglichkeit, sondern freuen uns auch über die Hoffnung, dass wir zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes gelangen werden und gedenken aller, die diesen Weg in Gottes Reich schon vor uns gegangen sind. Somit sind alle diese Tage eine Art „Erntedank“ des Lebens und der Hoffnung, die frei machen von den Zwängen des irdischen Lebens. Herzliche Einladung an alle, diese Tage in der Gemeinschaft der Glaubenden zu begehen, in den Gottesdiensten in den Kirchen, aber auch auf den Friedhöfen.

Franz Kurth, kath. Pfarrer St. Martin Hannover-Ost, St. Bernward Lehrte und St. Nikolaus Burgdorf.

 

 

 

„Glaubenssache – Beiträge und Texte aus Kirche und Religion“ erscheint als Kolumne jeweils sonnabends im Marktspiegel für Burgdorf und Uetze, sowie im Marktspiegel für Lehrte und Sehnde. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Kirchen schreiben Beiträge aus ihren Kirchengemeinden, Einrichtungen und Arbeitsfeldern, von ihren Erfahrungen und zu dem, was sie gerade beschäftigt.