Durst nach Mehr
Wenn es so richtig heiß ist und ich das Gefühl habe, wegzufließen, dann habe ich im Sommer vor allem eine Sache: ständig Durst. Und mir ist auch klar, dass es wichtig ist, genug zu trinken, gerade wenn das Thermometer immer weiter in die Höhe steigt. Also fülle ich meine Flasche wieder und wieder auf, selbst wenn es sich anfühlt, als würde ich gegen Windmühlen kämpfen.
Es gibt aber auch Durst, der sich nicht so einfach mit einem Glas frischem Wasser stillen lässt. Nach lieben Menschen, die weit weg sind, zum Beispiel; nach der Unbeschwertheit der Kindheit; oder nach Urlaub und einem Ort zum Ausruhen.
Und manchmal ist da ein Durst in mir, von dem ich gar nicht so richtig weiß, wonach. Einfach so ein Ziehen in der Brust, manchmal regelrecht das Gefühl, als könnte ich nicht atmen.
Dann schließe ich die Augen und denke an ein Bibelwort. „Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“ So steht es in der Offenbarung des Johannes, im letzten Buch der Bibel im 21. Kapitel. Wie ein Stoßgebet schicke ich diesen Satz in solchen Momenten gen Himmel. Und dann warte ich. Denn selbst wenn ich selbst nicht weiß, was ich brauche, so weiß es doch Gott.
Das klappt leider nicht immer, aber manchmal löst dieses Innehalten den Knoten in meiner Brust und ich fühle mich erfrischt, ganz genau so, wie ein Glas kühles Wasser bei dreißig Grad im Schatten.
Sandra Beverungen
Vikarin der Ev.-luth. Gesamtkirchengemeinde Lehrte