Für dich da
Die Sonne schien. Irgendwo zwitscherte ein Vogel und ein Hauch von Frühling lag in der Luft. In der Kirche blieb kein Platz frei bei der Trauerfeier. Überall Jugendliche und Erwachsene, die fassungslos weinten. Vereint in der Trauer. Denn viel zu früh verlor die Familie ihren Sohn, den Bruder, Neffen, Enkel. Und trotz der vielen Menschen war es in der randvollen Kirche still. Totenstill.
Was sagt man angesichts des Unsagbaren? Was können wir sagen, wenn wir anderen gegenüber stehen, die einen lieben Menschen verloren haben? Es gibt ja solche Momente, da fehlen einem die Worte. Im Angesicht des Todes verstummen wir und es ist ganz „normal“. Sich dann einfach schweigend in den Arm nehmen, eine zarte Berührung, reicht oft schon aus.
Irgendwann drängt es uns vielleicht doch, etwas zu sagen: Ein Trostwort zur Aufmunterung, irgendwie um zu zeigen, dass das Leben für alle anderen weiter geht. Und auch dann reichen fünf kurze Worte: Ich bin für dich da. Mehr nicht. Das klingt vielleicht banal, aber darin steckt eine große Kraft. Es ist die Übersetzung des biblischen Gottesnamens aus dem Hebräischen. Der „Ich-bin-für-dich-da“ sagt seinen Namen, als Mose vor einem brennenden Dornbusch steht und fragt, wer Gott ist.
In diesem Namen können wir einander nahe sein, ohne viele Worte. Und in diesem Namen werden an den kommenden Wochenenden überall Jugendliche konfirmiert. Ihnen wird Segen zugesprochen, damit auch sie nie vergessen, was Gott uns allen verspricht: Ich bin für dich da.
Und irgendwo zwitschert ein Vogel.
Thorsten Leißer
Geschäftsführender Pastor der Ev.-luth. Gesamtkirchengemeinde Lehrter Land