Wohin mit den Fragmenten meines Lebens
Das 2000-Teile-Puzzle ist fast fertig. Ja, wenn nur das letzte Teil nicht wie vom Erdboden verschwunden wäre. Wo ist es? Nirgendwo zu finden. Die Vollendung des großen Meisterwerks wird durch ein kleines, mickriges Puzzleteil verhindert. Schade, dieser kleine Makel verleiht dem Puzzle nun für alle Zeiten den hässlichen Stempel des Fragmentarischen und Unvollendeten. Ein Trost: Weitaus bedeutendere Menschen haben Schlimmeres erlitten. Franz Schuberts Sinfonie h-Moll zum Beispiel trägt den Stempel des Unvollendeten. Der Komponist starb vermutlich beim Schreiben des dritten Satzes, der nur 9 Takte umfasst. Seitdem heißt diese Sinfonie schlicht „Die Unvollendete“.
Unvollendete Werke oder unvollendete Dinge im Leben können wir nur schwer ertragen. Aber natürlich gibt es in der Biografie eines jeden Menschen Dinge, die halbfertig, fragmentarisch, nur teilweise oder gar nicht realisiert sind. Menschen tun sich manchmal schwer damit. Wenn wir älter werden, fragen wir uns vielleicht: „War das alles, was es in meinem Leben gab?“ Solche Gedanken sind der Bibel nicht fremd: „Unser Wissen ist bruchstückhaft“, heißt es etwa im 1. Korintherbrief, Kapitel 13, Vers 9.
Es gehört durchaus zum Leben, auch zu unserem Bruchstückhaften, Unvollendeten Ja sagen zu können. Denn das Vollkommene und Endgültige, sagt die Bibel (1. Kor. 13,10), wird erst bei dem, dessen Leben ganz und vollständig ist, bei Jesus Christus. Bei ihm und in ihm findet unsere unerfüllte Sehnsucht nach Vollkommenheit Ruhe.
Volkmar Günther, Gemeinschaftspastor der LKG Burgdorf