Glaubenssache

Kirchenkreis Burgdorf, 16. März 2024

Lebensnetze

Was ist der Unterschied zwischen einem Optimisten und einem Pessimisten? Für den Optimisten ist das Glas bekanntlich halb voll, für den Pessimisten ist es halb leer. Optimist oder nicht, manchmal ist das Glas einfach völlig leer, wie das Fischernetz des Fischers Simon Petrus, wovon eine Geschichte in der Bibel berichtet. In ihr heißt es: „Sie fischten die ganze Nacht und fingen nichts.“
  
Was für eine entmutigende Erfahrung. Sie haben sich die ganze Nacht angestrengt, gearbeitet und viel Energie investiert und es war alles umsonst. Resignation setzt ein und kommt zu dem Schluss: Es hat keinen Sinn. Wer in einen solchen Strudel gerät, erledigt seine Arbeit nur noch nach Vorschrift. Was kann helfen?

In der biblischen Geschichte bietet sich Jesus Simon Petrus an. „Ich möchte in dein Boot steigen“, sagt er, und Simon lässt es zu. Dann beginnt Jesus zu den Menschen am Ufer zu predigen. Er spricht von der neuen Welt Gottes, die jetzt schon hoffnungsvoll angefangen hat. Und Simon im Boot hört zu. Er erlebt, wie die Worte Jesu seine Gedanken weg von den leeren Netzen und der damit verbundenen Frustration lenken. Irgendwie beginnt unter Jesu Worten in ihm etwas zu leben, was vorher tot war.

Als Jesus ihn schließlich auffordert noch einmal auf den See zu fahren um zu fischen, tut er es und hat den Fang seines Lebens. Er zieht übervolle Netze ins Boot. Sie sind so voll, dass sie unter der Last des Fangs vor seinen Augen zu platzen beginnen. Dies reißt ihn aus seinen dunklen Gedanken. Furcht und Staunen erfassen ihn.

Wer ist dieser Jesus, der so überfließend sein leeres (Lebens-)Netz füllen kann? Neugierig verlässt er sein Boot und geht mit Jesus mit. Fortan prägen immer weniger volle und leere Netze sein Denken. Immer weniger werden seine Gefühle von der treibenden Kraft des Optimismus oder der bleiernen Schwere des Pessimismus hin und her geworfen. Stattdessen bestimmen künftig Gottes Gedanken sein Leben. Hoffnungsvolle Chancen ergeben sich, die weit über sein vormaliges Leben hinausgehen.   

Eine Geschichte der Hoffnung aus dem Lukasevangelium, Kapitel 5, für Menschen, deren Lebensnetze sich vielleicht so leer anfühlen wie die von Simon Petrus.                                                                                                                                                                

Volkmar Günther, Gemeinschaftspastor der LKG Burgdorf

„Glaubenssache – Beiträge und Texte aus Kirche und Religion“ erscheint als Kolumne jeweils sonnabends im Marktspiegel für Burgdorf und Uetze, sowie im Marktspiegel für Lehrte und Sehnde. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Kirchen schreiben Beiträge aus ihren Kirchengemeinden, Einrichtungen und Arbeitsfeldern, von ihren Erfahrungen und zu dem, was sie gerade beschäftigt.